Industrie im Dorf: neues Citizen-Science-Projekt
Bürger*innen-Projekt zum industriekulturellen Erbe des ländlichen Raums
Industrie am Land – dieser Aspekt ist in der Geschichte Niederösterreichs bisher noch wenig beachtet. Das Forschungsprojekt „Industrie im Dorf“ macht das industriekulturelle Erbe ländlicher Gemeinden sichtbar und erforscht es gemeinsam mit Bürger*innen.
„Das Projekt hat zum Ziel, gemeinsam mit Citizen Scientists das verborgene Wissen und persönliche Erinnerungen zu den ehemaligen Industriebetrieben, Museumsobjekten und Dokumenten sichtbar zu machen und so das materielle und immaterielle Erbe der Industriekultur nachhaltig zu sichern", sagt Anja Grebe von der Universität für Weiterbildung Krems, die die wissenschaftliche Leitung des Projekts innehat.
Regionaler Schwerpunkt
Bis August 2028 widmet sich das Projekt der Frage, welche Spuren industrielle Entwicklung im ländlichen Raum hinterlassen hat, und wie diese für Gegenwart und Zukunft sichtbar gemacht werden können.
Im Fokus stehen die zahlreichen kleineren Industriestätten in den Gemeinden ebenso wie die reichhaltigen Sammlungsbestände in lokalen Museen und Archiven. Diese Quellen sollen nicht nur erforscht und digital zugänglich gemacht, sondern auch stärker in das regionale Bewusstsein gerückt werden.
Industrie im Agrarland
Niederösterreich wird hauptsächlich als Agrarland wahrgenommen. Dass es im ländlichen Raum jedoch auch viele Industriebetriebe gab, wird oft übersehen. Tatsächlich finden sich in allen vier Vierteln des Bundeslandes zahlreiche ehemalige kleinere Industriestandorte.
„Die Geschichte dieser Standorte ist bislang eher oberflächlich aufgearbeitet. Das vorhandene Material ist lückenhaft und nicht nach wissenschaftlichen Kriterien katalogisiert. Dadurch kommen die historische Bedeutung dieser Standorte und ihre Entwicklung nicht zur Geltung – vieles bleibt im Dunkeln. Mit dem vorliegenden Projekt ändern wir das: Wir holen das industrielle Erbe Niederösterreichs vor den Vorhang und zeigen welchen Stellenwert es für die lokale und regionale Identität hat“, sagt Georg Vogt, Senior Researcher am Institut für Creative\Media/Technologies der USTP – University of Applied Sciences St. Pölten.
Forschen mit Bürger*innen-Beteiligung
Besonderes Gewicht liegt auf dem Citizen-Science-Ansatz: Regional- und Heimatforscher*innen, ehrenamtliche Mitarbeiter*innen in Museen, Zeitzeug*innen und Jugendliche werden aktiv eingebunden. Gemeinsam sollen auch neue Methoden der partizipativen Forschung entwickelt werden, die wissenschaftliche Erkenntnisse mit regionalem Erfahrungswissen verbinden. So knüpft das Projekt an bestehende Initiativen an und trägt dazu bei, Wissen und Kompetenzen zur Industriekultur in Niederösterreich nachhaltig weiterzuentwickeln.
Gefördert wird „Industrie im Dorf“ im Rahmen der FTI-Strategie Niederösterreich 2027, die mit Citizen-Science-Projekten den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft stärkt und neue Formen der Zusammenarbeit ermöglicht.
FH-Prof. Mag. Dr. Georg Vogt
Senior ResearcherForschungsgruppe Media Creation
Institut für Creative\Media/Technologies Department Medien und Digitale Technologien